Dramaturgie / Ergonomie / Takt

Nicht selten sind die Menschen geblendet vom einem romantischen und glücklichen Heile-Welt-Leben in einem Wanderzirkus. Doch lasst Euch von unserem Alessandro sagen, dem ist weiß Gott nicht so! Und er muss es ja schließlich wissen, denn jahrelang reiste er im Handgebäck des „Circus Fussilli“ durch Europa. „Leicht war es nie!“ hört man Ihn seufzen, wenn er von vergangenen Tagen spricht. Romantisch? Glücklich? Nein! Sandro war stets gezwungen sich sein trockenes Brot hart zu erarbeiten. Mal als Seiltänzer, mal als Clown – mal als Messerwerfer, mal als Schwertschlucker …

Die seelisch divergente Frau Mutter scherte zwar die Zirkusschafe, sich jedoch leider nicht um Ihren freudlosen Sohn. Und sein Vater? … Tja! War es Leon, der Löwenbändiger oder Dieter, der Dackeldompteur? War es Pyro, der Feuerspucker oder Piwo, der beschwippste Harlequin? Oder vielleicht doch der Bläsersatz der Marschkapelle? Weder sie noch Sandro werden es jemals erfahren!
Als er einmal mehr den Kamelstall ausmistete und über sein beschämendes Dasein sinnierte, trat von hinten jemand an ihn heran, legte seine zarte Hand auf die wundgearbeiteten Schulterblätter des Knaben und sprach: „Zirkusjunge, ich berufe Dich. Lass dies graue Zelt hinter Dir und reihe Dich ein, mein Freund!“

Ihr könnt Euch denken, wer gekommen war, oder? Ja genau, es war unser aller Gerd Blume! Er nahm ihn zu sich auf und fortan begann für Sandro endlich eine neue Ära: Nun ebnen Liebe, Lust und Leidenschaft seinen Weg in der Manege der Glückseeligkeit.

Und wenn immer Sandro P. einen Ort betritt, an dem auch nur ein winziges Tränchen über einen weiblichen Wangenknochen balanciert, so wird er nicht zögern seine behaarte Brust zu entblößen, um das betrübte Antlitz tröstend an sich zu ziehen.